Montag, 17. Juni 2013



TIERSCHUTZ IN ANDALUSIEN
Heute: Annerose Helma Scherer

An der Ausfahrt der Hauptstrasse treffen wir Annerose und folgen ihr zu ihrer Finca  im Hinterland der Costa del Sol. Richtig, ohne sie hätten wir niemals hierher gefunden. Auf unbefestigten Wegen kommen wir dann in einer grünen Oase mit vielen Fruchtbäumen und Gemüsegarten an.
Mit viel Freudengebell werden wir von einer Anzahl unterschiedlichster Hunde begrüsst – dazwischen Katzen und........ein Minischwein, das sich offenbar für einen Hund hält.

Annerose erzählt uns, dass sie aus Bayern kommt und nun schon fast 20 Jahre hier in Andalusien lebt. Zur Tierschützerin wurde sie, weil sie nicht immer wegschauen konnte. Die vielen Strassenhunde, abgemagert, krank und sich selbst überlassen. Dann die Hunde auf den Höfen – ein Leben fast ausschliesslich an der Kette.
Annerose: „Die Jäger habe ich besonders im Visier. Die Podencos (einheimische Jagdhunde) leben die ganze Woche eingesperrt auf 2 bis 4 qm. Kniehoch in altem Brot, das ihre Nahrung ist. Am Sonntag geht es dann auf die Jagd; dort können sie die aufgestaute Energie in der Hasenjagd austoben.“

Esel, an den blutenden Vorderpfoten zusammengebunden, wurden von ihr und ihren Mitstreitern befreit – manchmal am Rande der Legalität. Ein neues Zuhause finden diese Tiere in einem besonderen Refugium, das von einem Engländer gegründet wurde. Hier gelingt es ihnen vielleicht, unter anderen Artgenossen die ertragenen Qualen zu vergessen.

Sie erzählt uns, dass mittlerweile ein enormes Netzwerk entstanden ist, bestehend aus Deutschen, Engländern, Schweizern und man staune, es kommen viele spanische Frauen dazu. „Man hat einfach begriffen, dass Tierschutz der einfachste Form von Menschlichkeit entspricht. Wir müssen Schwächere in unseren Schutz nehmen und ihnen Hilfe anbieten.“
Aufgenommene oder befreite Tiere werden zuerst tierärztlich versorgt und geimpft, zum Teil gleich kastriert. „Unserer Tierärztin gilt hier mein besonderer Dank. Seit Jahren übernimmt sie diese Untersuchungen kostenfrei und kastriert für einen Selbstkostenbetrag.“ Dann geht die Suche nach einem geeigneten Zuhause los.
Annerose erzählt uns, dass sie teilweise 12 Hunde gleichzeitig in ihrer Obhut hatte - zurzeit sind es lediglich 4.


Durch die Vernetzung mit anderen europäischen Tierschutz-Organisationen wurden ungezählte Adoptionen von Hunden und Katzen erreicht. Dafür brauchen wir jedes  Mal auch einen geeigneten Flugpaten, der das Tier zu dem neuen Besitzer begleitet. Das ist vorbildlich organisiert und die Tiere werden am Flughafen schon von der neuen Familie in Empfang genommen.

Annerose lacht, als sie uns erzählt, dass sie mittlerweile darüber nachdenkt, ob sie sich ein Paar neue Schuhe leistet. Sie rechnet aus, wieviele Säcke Tierfutter das gibt – die neuen Schuhe kommen auf der Finca ohnehin nicht richtig zur Geltung.

Wir bedanken uns für die freundliche Bewirtung und verabschieden uns. Wir nehmen das schöne Gefühl mit, dass immer mehr Menschen bereit sind, sich so aktiv für den Tierschutz einzusetzen und zahllosen Tieren eine bessere Zukunft zu geben. Ihr Leben als Tierschützerin und Auswanderin wird Annerose Helma Scherer demnächst in einem Buch „Annerose H. Scherer – ein Leben dem Tierschutz“ zusammenfassen. Wir sind gespannt. LIT-Verlag, Münster, 2013 

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